Social Media als zusätzliches Schaufenster

Veröffentlicht am in Best Practices

Das Modehaus Karl hat die Zeit der Ladenschließungen dafür genutzt, bei Facebook deutlich aktiver zu werden und Neues auszuprobieren. Heute kommen Kunden teilweise gezielt wegen eines Posts im Geschäft vorbei.

Familie Karl vom Modehaus Karl

Bayern hilft seinen Händlern: Herr Karl, wie haben Ihre Kunden die Corona-spezifischen Maßnahmen angenommen?

Daniel Karl: Wir haben nach zwei Wochen Schockstarre mit unseren Corona-spezifischen Maßnahmen begonnen. Diese haben wir auf mehreren Kanälen gespielt. Unsere Maßnahmen standen unter dem Slogan „Mode Dahoam“. Das System war relativ einfach: Unsere Kunden durften uns anrufen, eine E-Mail schreiben, per Facebook Messenger kontaktieren. Sie teilten uns ihre Wünsche mit, wir packten ein Paket (meist 20-30 Teile) und fuhren die Ware kostenfrei und unverbindlich aus. Die „Mode Dahoam“-Pakete haben wir an der Haustüre abgegeben (mit Sicherheitsabstand), der Kunde konnte zu Hause in Ruhe probieren und wenn er fertig war, holten wir die restliche, nicht passende, nicht gefallende Ware wieder ab. Für die restlichen Artikel haben wir unserem Kunden dann eine Rechnung zugeschickt.

Die Kanäle waren als erstes der klassische Kundenbrief. Da wir eine umfangreiche Stammkunden-Kartei haben, haben wir diese genutzt und unseren Kunden, in der näheren Umgebung, einen Kundenbrief mit unserem Angebot „Mode Dahoam“ zugeschickt. Als weiteres Dankeschön von uns bekamen sie 10 Prozent Rabatt auf ihren gesamten Einkauf. Dieses Werbeinstrument war das effektivste.

Ein weiterer Kanal, der dann bespielt wurden, war Facebook. Wir hatten zu diesem Zeitpunkt einen Facebook-Auftritt, haben ihn aber nur sporadisch genutzt. Zum Lockdown-Beginn hatten wir zwischen 350 und 400 Abonnenten. Also überlegte ich mir, wir brauchen eine größere Reichweite und kam auf die Idee: Wir holen uns "lokale Helden“ ins Boot, also bekannte Burglengenfelder, die viele Abonnenten auf Facebook haben. Wir fragten ein Burglengenfelder Komiker Duo (Schmarrnkerl und Funkerl), einen bekannten Burglengenfelder Sportler (Thomas Kerner) und eine Burglengefelder Gastronomin (Melanie Röhl von der Mixx Bar). Diese Videos wurden mit einem Augenzwinkern produziert und auf Facebook gepostet.

Karl Mode FacebookWir waren sehr überrascht von der riesigen Resonanz. Wir hatten einen Zielumsatz im Vorfeld definiert, den wir erreichen wollten. Wir haben das 15-Fache geschafft. An dieser Stelle möchte ich einen riesigen Dank an unsere Kunden aussprechen!

Wenn Sie vor einem Jahr gewusst hätten, dass jetzt die Corona-Pandemie kommen wird, was hätten Sie in diesem Jahr anders gemacht?

Unseren Social-Media-Kanal schon im Vorfeld ausgebaut, aber ohne die Krise würde dieser wahrscheinlich immer noch eine eher stiefmütterliche Behandlung erfahren.

Was ist das schönste Erlebnis, das Ihnen während der Corona-Krise widerfahren ist?

Fix und fertig am Abend auf der Terrasse zu sitzen, weil man den ganzen Tag Ware ausgefahren hat. Meistens hatte man über den Gartenzaun noch ein Gespräch mit den Kunden, da ja jeder froh war eine wenig Ansprache zu haben.

Abgesehen von Ladenschließung und Ausgangssperre, was waren die größten Herausforderungen der letzten Wochen? Was beschäftigt Sie unabhängig von Corona derzeit am meisten?

Die größte Herausforderung waren in den letzten Wochen unsere Kinder. Unser Sohn hatte von 10.30 bis 13.15 Uhr Präsenzunterricht. Das heißt, es gab eigentlich nur ein kleines Zeitfenster, in welchem meine Frau und ich gleichzeitig im Laden sein konnten. Zu unserem Glück haben wir zwei flexible Omas.

Karl Mode Burglengenfeld

Was nehmen Sie aus der Krise für Ihr Geschäft mit?

Wir nehmen ganz klar den Aufbau unsere Social-Media-Kanäle mit. Nachdem wir begonnen haben, diese zu bespielen, wollen wir sie natürlich auch weiterhin bestücken. Um aber gute Posts hinzubekommen, haben wir natürlich auch erstmal investieren müssen. Als erstes wurde eine gute Kamera angeschafft, dann bauten wir in einem Eck unseres Lagers eine kleines Fotostudio mit einer Größe von ca. 2,5 qm. Eine Fotostudioausleuchtung und ein Mikrophon für Videos folgten. Unsere Zielsetzung ist es, mindesten zweimal in der Woche auf Facebook zu posten. Durch die gesteigerte Aktivität auf der Plattform haben sich unsere Abonnenten auf 650 erhöht. Durchschnittlich ein bis zwei Personen kommen gezielt wegen eines Posts und wollen diese Ware sehen. Insgesamt sollte man sich aber klar sein, dass ein Facebook-Auftritt nichts anderes ist, als ein weiteres Schaufenster des Ladens. Es ist einfach möglich, seine Ware zu präsentieren. Parallel bauen wir gerade unseren Instagram-Auftritt auf. Auf diesen folgen uns zurzeit 233 Personen. Er wurde aber erst nach der Wiedereröffnung gestartet.

Karl Mode bei Facebook

Karl Mode bei Instagram

Lieber Herr Karl, vielen Dank, dass Sie uns diese Einblicke gewährt haben. Wir wünschen Ihnen alles Gute für die Zukunft!

Über Bayern hilft seinen Händlern

Die Initiative „Bayern hilft seinen Händlern“ unterstützt bayerische Einzelhändler und Werbegemeinschaften mit einem kostenlosen Fortbildungsprogramm bei der Umsetzung von Digitalisierungs- und E-Commerce-Projekten.